Die Entwicklung von KI-Lösungen in der Industrie
ist komplex, zeit- und kostenintensiv. Das
hemmt Innovationen und könnte den breiten Einsatz und Erfolg von künstlicher Intelligenz (KI) in
der deutschen Industrie insgesamt gefährden. Neben den reinen Kosten für eine
Neuentwicklung fehlt es oft auch am nötigen Know-How und an Trainingsdaten in geeigneter
Qualität und Quantität. Lösungsansätze sind z.B. die Erforschung neuer, allgemeiner
einsetzbarer KI-Techniken (sog. Foundation Models) und der Einsatz von Modellsammlungen
(sog. Model Hubs), die vortrainierte KI-Modelle für verschiedene Probleme, z.B.
Bild-Klassifikationen und Audioverarbeitung basierend auf Standarddaten anbieten.
In der Industrie werden aber oft Speziallösungen benötigt, die Spezialdaten mit spezifischen,
sensorabhängigen Charakteristika verarbeiten können, z.B. ein spezielles Rauschverhalten, um
spezifische Ziele zuverlässig zu erfüllen, z.B. die Vorhersage von Wartungsintervallen in der
Messtechnik. Gleichzeitig stehen – je nach Zielprodukt – unterschiedliche Hardware-Ressourcen
zur Ausführung der KI-Lösung zur Verfügung. Existierende KI-Lösungen können daher oft nicht
direkt eingesetzt werden und es wird – selbst für ähnliche Aufgabenstellungen – für jeden
Einsatzzweck und jede Produktvariante eine neue KI entwickelt und trainiert.
Die zentrale Frage dieses Projekts
ist daher, wie kann die Wiederverwendbarkeit von
KI-Lösungen in der Industrie erhöht werden, um es Unternehmen so zu erlauben, eine einmal
entwickelte KI schnell und kosteneffizient in neue Systeme (z.B. neue Wasserwerke oder
Produktionsanlagen) und neue Produktvarianten oder -generationen (z.B. neue Messgeräte) zu
übertragen? Dies bezeichnen wir als Transferierbarkeit. Hierzu sollen Ansätze und Verfahren
erforscht sowie gemeinschaftlich nutzbare freie Werkzeuge zur Verfügung gestellt werden.
Daneben wollen wir auch die Grenzen der Transferierbarkeit untersuchen.
Methodischer Ausgangspunkt des Projekts
sind (1) Ansätze zur Übertragung erlernten
Wissens auf neue Probleme bzw. Modelle (sog. Transfer Learning) sowie (2) Ansätze zur
automatisierten Optimierung von KI-Modellen (sog. AutoML). Diese sollen weiterentwickelt und
für industrielle Anwender nutzbar gemacht werden.
Für die Evaluation
verwenden wir
existierende KI-Lösungen und Trainingsdaten von verschiedenen Industriepartnern. Im
Rahmen der Weiterentwicklung dieser Lösungen gewinnen wir wichtige Erfahrungen für die
Anwendbarkeit der entwickelten Methoden in realen Projekten.
Ziel des Projekts
ist es, in einem breiten, horizontal ausgerichteten Verbund aus Wissenschaft
und Wirtschaft branchenübergreifend die Transferierbarkeit von KI zu erforschen und Lösungen
zum Transfer zur Anwendungsreife zu bringen. Anders als existierende Forschungsprojekte
betrachten wir im Kontext der Transferierbarkeit zwei unterschiedliche Aspekte einer KI in
Kombination: (1) ihre Implementierung auf einer Ausführungs-Plattform und (2) ihre Trainings-
und Ausführungsdaten.